Regen von unten und rot, röter, Abendrot über dem Meer

Seien wir ehrlich: zurzeit stürmt es auf unserer Insel und der Regen kommt gefühlt von allen Seiten. Ja, auch von unten. Zumindest habe ich diesen Eindruck, wenn ich mir nach der trotzdem obligatorischen Strandrunde die Stiefel ausziehe und meine, in dicken Stricksocken steckenden Füße feuchte Abdrücke auf den Fliesen im Flur hinterlassen. 

Aber, guckt euch die Fotos an, der Winter kann auf Sylt auch ganz anders sein: klirrendkalte Luft, tiefblauer, von kleinen Wattewölkchen durchzogener Himmel, sanfte Brise aus Ost und am späten Nachmittag macht der große Beleuchter den Himmel zur Bühne: von Südwest färbt er sich rosa, rot, röter, sattrot. So rot und so schön, dass man am Strand voller Bewunderung für dieses Naturschauspiel aus dem Sehschlitz zwischen Mütze und über die Nasenspitze gezogenem Schal blinzelt, tief seufzt und dann - wir haben ja heute unseren besonders ehrlichen Tag - nicht andächtig inne hält, sondern den rechten Handschuh auszieht, das Handy aus der Jackentasche gräbt und Fotos macht. 
Vorteil dabei: ihr könnt sie hier jetzt sehen und als ich ein paar Tage später die nassen Fußspuren im Flur weggefeudelt hatte, seufzte ich bei der Erinnerung an die himmlische Vereinigung aller Rottöne, hielt, mit dem Schrubber in Händen kurz inne und dachte: Sylt ist bei jedem Wetter schön! Entweder weil es zu laaaangen Strandspaziergängen einlädt oder weil es dazu verführt, mit einem dicken Schmöcker, trockenen Socken, Kuschelpulli und ner Tafel Schokolade zuhause zu bleiben. 

Ulrike Bergmann 
für das Klaarstrand Gruppengästehaus Sylt

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